Corona und die Freiheit

Die Coronapandemie ist eine die Welt umfassende Krise, die nahezu alle Menschen rund um den Globus betrifft. Die Wege, die dabei von den Regierungen begangen werden, sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie repräsentieren. Es gibt unterschiedliche Staatsformen, unterschiedliche geographische Gegebenheiten, unterschiedliche Temperamente und unterschiedliche Herangehensweisen, um Sars-CoV-2 in den Griff zu bekommen. Manche waren mehr, andere weniger erfolgreich, was jedoch nicht zuletzt auch auf die erwähnten Unterschiede zurückgeführt werden kann. Glücklicherweise sind mittlerweile weltweit mehrere Impfstoffe entweder bereits zugelassen oder sie befinden sich in der Zulassungsprüfung. Ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont also, wenn man so will.

Und ob dieses aufkeimenden Lichts, ist es vielleicht jetzt, so kurz vor Weihnachten, Zeit, sich mit der Lage in unserem Land auseinanderzusetzen und zu versuchen, einen Überblick zu gewinnen und Ordnung in das Chaos zu bringen, das uns seit Monaten innerlich zermürbt. Wie hat diese Situation unsere Gesellschaft beeinflusst und wie steht es um unsere Freiheit?

Immer wieder wurden in den letzten Monaten Stimmen laut, die unsere Demokratie geradewegs in eine Diktatur steuern sehen. Damit verbunden schwingt immer auch die Angst mit, dass uns unsere Freiheit genommen werden könnte. Doch ist das so? Wird uns wirklich die Freiheit genommen, wenn uns Ausgangssperren auferlegt oder Tätigkeitsverbote erteilt werden? Oder ist es nicht viel mehr eine Einschränkung unserer Selbstbestimmtheit zum Wohle der Freiheit aller? Am besten befragen wir hierzu unser Grundgesetz, in welchem Folgendes zu lesen ist:

Artikel 2, Absatz 1:
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

Bedeutet also, dass eine jede in Deutschland lebende Person das Recht hat, sich frei zu entfalten, so lange die Ausübung dieses Rechts nicht dasselbe Recht oder andere Rechte einer anderen Person verletzt.

Und warum der zweite Teil dieser Formulierung so wichtig ist, zeigt sich direkt in Absatz 2:
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Das heißt, dass mein Recht, in eine Kneipe gehen zu dürfen, nicht mehr greift, wenn dadurch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit einer anderen Person verletzt wird – was in Zeiten von Covid-19 leider nicht auszuschließen ist.

Insofern müssen wir also auf gewisse Freiheiten verzichten, um die Freiheit aller gewährleisten zu können. Inwiefern diese Einschränkungen einzelne Menschen betreffen, ist natürlich auch davon abhängig, wie viel Gebrauch sie von den eingeschränkten Bereichen vor deren Einschränkungen gemacht haben. Wer beispielsweise nie eine kulturelle Veranstaltung oder eine Kneipe besucht hat und seine Freizeit primär zu Hause verbracht hat, wird durch die Einschränkungen kaum betroffen sein, wohingegen alle anderen, die diese Dinge regelmäßig in Anspruch nahmen, enorme Einschränkungen hinnehmen müssen, um die Gemeinschaft im Ganzen keinen unnötigen Risiken auszusetzen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass alle von unserer Regierung getroffenen Entscheidungen einfach so hingenommen werden müssen, ohne deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen – schließlich können auch gut gemeinte Ratschläge falsch sein. Allerdings müssen solche Entscheidungen und auch die Kritik an selbigen auf einer sachlichen Grundlage verhandelt werden. Was wir jedoch immer mehr sehen, sind infantile Wutausbrüche, fernab von gesittetem Diskurs. Viele Diskutant:innen bewerfen sich gegenseitig lieber mit Fäkalien, anstatt sich argumentativ auszutauschen, was uns einerseits einen weiter fortschreitenden gesellschaftlichen Bruch beschert, und andererseits kein einziges Problem löst.

Unsere Regierung hat momentan die Rolle unseres Erziehungsberechtigten eingenommen, um uns vor Schaden zu bewahren. Auf diesen Umstand können wir als Bevölkerung nun auf zweierlei Arten reagieren. Entweder wir verhalten uns ebenfalls wie Erwachsene und gehen in einen ernsten, doch niveauvollen Diskurs, der ernst genommen werden kann und gegebenenfalls auch auf ein offenes Ohr stößt, oder wir geben unserem infantilen Ich nach, werfen uns schreiend auf den Boden und steigern uns mehr und mehr in einen von Wut getriebenen Wahn gegen die als ungerecht empfundene Behandlung durch die Regierung. Allerdings sollte allen Beteiligten klar sein, dass man, wenn man sich wie ein Kind verhält, auch wie ein solches behandelt werden wird. Wenn man sich also bevormundet fühlt, wird man diese vermeintliche Bevormundung nicht dadurch los, dass man sich zunehmend unmündiger verhält.

Wir werden diese Zeit nur dann einigermaßen glimpflich überstehen, wenn wir unsere Egos zurückstellen und sowohl jetzt, als auch nach der Krise solidarisch miteinander umgehen. Unterstützt die Veranstaltungsbranche so gut es geht, durch Spenden, durch Ticketkäufe für künftige Events etc.. Geht fair miteinander um, nehmt Rücksicht auf andere und erkennt, wie gut es euch trotz aller Einschränkungen im Vergleich zu beispielsweise den Menschen in Moria 2 noch geht. Ihr habt ein Dach über dem Kopf, müsst nicht hungern oder frieren und habt eure Freunde und Familien in greifbarer Nähe. Ein bisschen Maske tragen, auf den Skiurlaub verzichten oder an Silvester das Geld in Form von Feuerwerk nicht verbrennen zu dürfen, bedeutet noch keinen Weltuntergang. Natürlich wird das alles noch große Auswirkungen auf uns und vor allem auf gewisse Wirtschaftszweige haben, doch leider interessiert sich ein Virus nicht dafür, wie es auf eurem Konto aussieht oder wie gerne ihr in den Urlaub fliegen wollt. Und wenn man die Wahl hat zwischen gesundheitlichen Langzeitschäden, dem Tod oder einem temporär weniger luxuriösen Leben, dann sollte die Wahl doch eigentlich einfach sein.

Im christlichen Sinne von Weihnachten bleibt also zu sagen: Seid besonnen und übt Verzicht, auf dass die Freiheit nicht zerbricht!